Führungsverhalten Nicht nur der Blick in diverse Foren von LinkedIn zeigt, welches Minenfeld man hier betritt. Ein im Frühjahr 2021 in Capital erschienener Artikel bringt es auf den Punkt: Vorgesetzte werden darauf getrimmt, ihre Mitarbeiter auf alle erdenklichen Arten zu motivieren. Müssen sie gar nicht. Es reicht vollkommen, sie nicht zu demotivieren. Liegt darin schon das ganze Geheimnis? Ist Mitarbeiter- motivation derartig erschreckend banal? Vielleicht bringt es diese Zuspitzung ja wunderbar auf den Punkt? Führungskräften scheinen viele Möglichkeiten zur Verfügung zu stehen, die ihnen anvertrau- ten Menschen zu demotivieren. Und damit zu vergraulen. Wer vor allem Pessimismus und Unsicher- heit verbreitet, unnötigen Druck ausübt, überflüssigen Stress auslöst, wer auf Wertschätzung keinen Wert legt, Vetternwirtschaft mit seinesgleichen oder ausgewählten Mitarbeitenden betreibt, wer in- transparente Entscheidungen trifft, mit seinen Anweisungen für Zeitverschwendung sorgt, wer sich abschottet, wenig bis gar nicht kommuniziert oder gar rumbrüllt, kurzum: Wer eigentlich vor allem seine Macht auslebt, der kennt bereits die entscheidenden Wege der Demotivation. Die Veränderung: weniger Machtgehabe, mehr Zuwendung, weniger Motivation, mehr Bewusstsein für Demotivation. Eine interessante Perspektive. Spaß bei der Arbeit, Kultur, Klima Nicht jeder Job macht Spaß. Selbst Jobs, die prinzipiell Spaß machen, bringen immer wieder Auf- gaben mit, für die man keine Vergnügungssteuer zahlen muss. Termindruck, Stress, Ärger lassen sich nicht immer vermeiden. Wahrscheinlich ist das aber gar nicht der Punkt, wenn von Spaß an der Arbeit die Rede ist. Vielmehr knüpft auch dieser Hebel an die entscheidenden Rahmenbedingungen an: Welche Kultur herrscht im Unternehmen? Welches Klima ist gewollt? Und wie wird es interpre- tiert und vor allem gelebt? Werden Probleme gemeinsam gelöst oder lieber Schuldige gesucht? Wie „ Es reicht vollkommen aus, wenn Führungskräfte die Mitarbeitenden nicht demotivieren.“ gut ist mein Arbeitgeber darin, mir ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen? Viele Unternehmen scheuen sich auch hier nicht, auf der Karriereseite im Web in Idealen zu schwelgen. Um dann im Erlebnis auf der ganzen Linie zu versagen. In Zeiten, in denen der Arbeitsmarkt re- gelmäßig genügend Nachschub an Interessenten geliefert hat, mag das kein größeres Problem gewesen sein. Aber heute kommt der Bindung der Menschen, dem persönlichen Wohlfühlfaktor, eine ganz andere Bedeutung zu. Eine authentisch gelebte, faire, wertschätzende, ehrliche Kultur im Unternehmen, ein freundliches Klima kosten übri- gens überhaupt kein Geld. Das Bewusstsein dafür zu schaffen, die Veränderung herbeizuführen und dafür Sorge zu tragen, dass es so bleibt, darin steckt der eigentliche Aufwand. Die Employer Brand Identity Beinahe täglich, wenn die Menschen das Werkstor passieren, wenn sie ihre Arbeitsplätze betreten, an ihren Schreibtischen Platz nehmen oder das Auto für die Dienstfahrt starten, erleben sie den Mo- ment, an dem sie sich hinterfragen: Gefällt mir das nach wie vor, was ich tue? Erfüllt es mich, bin ich überzeugt davon? Stehe ich zu der Firma und zu dem, wofür sie steht? Freue ich mich auf meine Kol- leginnen und Kollegen? Ergibt das alles für mich einen Sinn? Derartige Fragen zu beantworten ist die klassische Aufgabe einer Marke. Schon die drei vorherigen Hebel, Employee Centricity, Führungsverhalten, Spaß, Kultur und Klima bleiben ohne solide Markenbasis, die alles zusammenhält, bloßes Stückwerk. Ein eindeutiges, diffe- renzierendes, attraktives Identitätsangebot an Candidates und Mitarbeitende kann nur das Unter- nehmen unterbreiten, das bereits eine gleichartige Markenidentität für sich erarbeitet hat. Nur wer weiß, wofür er steht, welches Ziel er verfolgt, welchem Zweck sein Unternehmen dient, kann darüber auch in Richtung Absatz- oder Arbeitsmarkt sprechen. Eine authentische, für das Unternehmen lebbare und glaubwürdige Employer Brand Identity, die auf der Corporate Brand aufsetzt, bildet die Grundvoraussetzung für alle Hebel. Dabei ist es wahrschein- lich gar nicht so wichtig, ob man gleich das volle Programm mit Purpose, Vision, Mission angeht. Oder einfach kleiner startet. Etwa indem man für sich definiert, wie man sich für die Menschen als Arbeit- geber anfühlen will, welche Versprechen gehalten werden können und welchen Umgang man mitei-