Mit welchem Purpose kann man eigentlich Marketingnachwuchs locken?

Marke People Data & Tech Lifestyle
08.12.2022

Beim Employer Branding wird – wie mittlerweile jeder mitbekommen hat – der sogenannte Purpose (oder im Sinek’schen Sinne: das „Why?“) immer wichtiger. Wie sieht es da eigentlich bei uns selber aus – also bei den Macher*innen und Leser*innen dieses Magazins, die wir ja alle im Marketingbereich arbeiten?

Was haben wir eigentlich für eine Daseinsberechtigung – als Kommunikationsdienstleister und als Abteilung innerhalb eines Unternehmens? Diese Frage müssen wir auf jeden Fall auch bald beantworten können – denn die Suche nach Nachwuchs mit Potenzial gestaltet sich hier wie dort sehr schwer. Wir möchten hier nicht über alle Aspekte und Unterarten von Marketing reden und uns auf den Bereich „Marketingkommunikation“ beschränken – das, was wir als Agentur und Marketingabteilungen täglich so machen.

Eher unbeliebt

In Umfragen ist es seit Marketing-Gedenken so, dass die Berufe „Werber“ und „Marketing-BWL“ schlecht abschneiden. Die Vorbehalte reichen von „will mir was verkaufen, mit Argumenten, die wahrscheinlich erfunden sind“ über „hat vermutlich nichts Gescheites gelernt“ bis zu „im Studium war Marketing das Leichteste“. Fängt man an zu recherchieren, werden diese Hypothesen auch gleich etwas angefüttert:

Richtiges Marketing ist verdammt viel Statistik.

Quelle: Die Welt, 2021

Marketing ist ein Lifestyle! Alkohol, schöne Frauen, ein paar Hammer-Pitches, das ist das Leben. Tattoos, Partys, Heavy Metal! Kann der durchschnittliche BWLler, Typ Buchhalter, halt wenig mit anfangen.

Es herrscht an allen Fronten Nachwuchsmangel: Die Ergebnisse einer im Dezember gestarteten Umfrage des Gesamtverbandes der Werbeagenturen GWA ergab, dass allein in den 85 Mitgliedsagenturen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, derzeit 1.492 Positionen unbesetzt sind. Für das Jahr 2022 gaben die befragten Agenturen an, dass noch einmal zusätzlich 2.065 Stellen besetzt werden müssten. In den Unternehmen ist die Lage ebenfalls schwierig. Viele Marketingmanager reden davon, wie schwer es gerade ist, unter den Bedingungen Corona, Ukraine-Krieg, China-Einbruch, Brexit und so weiter auch noch die gerade zwingend notwendige Transformation von Businessmodellen und Brand Experience zu bewältigen. Dafür brauchen alle Player im Marketing gute Leute. Aber was erzählen wir denen, wie kriegen wir sie dazu, dass sie verstehen, was für eine wichtige Rolle sie spielen? Dass die Produkte die Party sind, Marketing aber die Einladung, vorbeizukommen? Eine erste heiße Spur entdeckt man, wenn man sich überlegt, was ohne Marketing passiert:

Unser Purpose ist, das Business am Laufen zu halten. Ohne Marketingvorbereitung keine Sales

Die berühmte Anzeige für den Verlag McGraw-Hill, mit der man 1958 Anzeigenkunden gewinnen wollte, bringt es sehr schön auf den Punkt: Ohne Marketing sind die Kolleg*innen aus dem Sales für viele potenzielle Kunden nur irgendjemand, der ihnen etwas verkaufen will. Wir Marketingmenschen müssen dafür sorgen, dass der Kunde die Marke überhaupt kennen lernt (Awareness). Und dass der erste Eindruck beim Kunden ein guter ist und ihn dazu veranlasst zu sagen: Erzähl mir mehr. Wir sind dafür da zu begründen, warum man Zeit mit einer Marke bzw. einem Unternehmen verbringen soll. Und wenn das nicht passiert, verkauft man auch nichts und das Unternehmen muss schließlich aufgeben.

Unser Purpose ist, dass wir den Purpose von Unternehmen finden

Seit Simon Sinek und seinem Golden-Circle-Modell weiß man, dass Unternehmen besser ein WHY haben sollten – und idealerweise aus diesem heraus kommunizieren. Und das ist definitiv ein wichtiger Purpose des Marketings. Als eine Agentur, die Unternehmen dabei unterstützt, ihr WHY zu finden, können wir sagen: Das macht definitiv Spaß und ist was für Inspirierte. Man findet es durch intensive Beschäftigung mit dem Unternehmen, via Workshops, Entscheider-Interviews und viel eigenes Nachdenken. Auf jeden Fall ein guter und relevanter Purpose.

Unser Purpose ist, dafür zu sorgen, dass nicht am Markt vorbei produziert wird

Marketing verbindet – vereinfacht gesagt – die Kunden draußen mit den Nerds im Unternehmen, die ständig auf der Suche nach neuen, unglaublichen Features sind, die sie den Produkten ihres Unternehmens noch hinzufügen könnten. Die Aufgabe des Marketings ist dabei, den tatsächlichen Need und die relevanten Insights der jeweiligen Zielgruppe oder Community herauszufinden. Der Purpose? Nichts wird umsonst produziert, das Unternehmen spart Geld und Zeit – und letzten Endes liegen später weniger unbrauchbare Produkte und Dienstleistungen brach oder in der Gegend herum. Ressourcenschonung nennt man das.

Unser Purpose ist, Marken beim Überleben zu helfen – und damit Arbeitsplätze zu sichern

Richtig was reißen tun wir Marketingleute dann, wenn es gilt, Marken aus der Versenkung zu heben. Marken, die eigentlich erledigt waren, wieder neues Leben einzuhauchen und zum Revival zu verhelfen. Die Beispiele reichen vom Rasierwasser Old Spice über Lego bis zu Marvel Comics und Polaroid, die mit jeweils unterschiedlichen Strategien und Kampagnen verjüngt und in die Jetztzeit geholt wurden. Meist mit einem Mix aus gewonnenem Marktwissen, klugen Marketingentscheidungen, der Erschließung neuer Zielgruppen und frischer Kommunikation. Auf jeden Fall immer stark getrieben vom Marketing und ohne dieses so nicht möglich.

Also, es geht doch

So richtig zu schämen brauchen wir uns also nicht vor all den Ärzten, Müllmännern und wer bei Jung und Alt sonst noch wichtige Purpose-Punkte macht. Die sollen sich alle erst einmal fragen, wer den ganzen Laden so generell im großen Stil zusammenhält. Und erkennen, dass Marketing die Macht hat, Volkswirtschaften zu verändern. Nicht immer automatisch zum Guten – aber daran arbeiten wir.

Autor
Markus Koch

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